Ursache | Symptome | Behandlung | FAQ’s
Ursache der Harnröhrenstriktur
Eine Harnröhrenstriktur ist eine narbige Verengung der Harnröhre. Unterschiedliche Ursachen können zur Ausbildung einer Harnröhrenstriktur führen. Der mit etwa 40-50% größte Anteil ist Folge von Manipulationen durch die Harnröhre (traumatische Katheteranlage, Operationen durch die Harnröhre, offene Prostataoperationen, Prostatabestrahlung, Hypospadiekorrekturen). Ca. 20% aller Harnröhrenstrikturen sind durch bakterielle Entzündungen der Harnröhre (bakterielle Urethritis) bedingt.
Daneben können auch nicht bakterielle Harnröhrenentzündungen wie der sog. Lichen sclerosus et atrophicans bzw. Balanitis xerotica obliterans, eine chronisch entzündliche Erkrankung , deren Ursache nicht genau bekannt ist, zur Ausbildung einer Harnröhrenstriktur führen. Andererseits können auch traumatische Ursachen wie ein Harnröhrenabriss bei einem Beckenbruch eine Harnröhrenstriktur zur Folge haben. Bei etwa 30% aller Harnröhrenstrikturen lässt sich die Ursache nicht eruieren.
Alle diese Ursachen können letztendlich zu einer narbigen Umwandlung der Harnröhre führen, wobei auch das Corpus spongiosum, der Schwellkörper, der die Harnröhre umgibt, miteinbezogen ist. Diese Narbenbildung führt zur Verkleinerung des Harnröhrendurchmessers bis hin zu einem kompletten Verschluss.
Krankheitsverlauf und Symptome der Harnröhrenstriktur
Die Folgen einer Harnröhrenstriktur sind zum einen erhebliche Beschwerden bei der Miktion, die zu einer massiven Beeinträchtigung der Lebensqualität führen, zum anderen wird im Laufe der Zeit der gesamte Harntrakt geschädigt, was letztendlich in einem Verlust der Nierenfunktion enden kann.
Die Leitsymptome einer Harnröhrenstriktur sind ein abgeschwächter Harnstrahl, eine verlängerte Miktionszeit, das Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung sowie häufiges Wasserlassen und der ständige Drang zur Miktion. Dies beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen massiv und führt zu einer erheblichen Einschränkung im alltäglichen Leben.
Zu Beginn der Erkrankung kann die Harnblase den erhöhten Widerstand, bedingt durch die Harnröhrenenge, noch kompensieren; im Verlauf kommt es jedoch zu einer zunehmenden Entleerungsstörung mit Restharnbildung bis hin zu einer kompletten Harnsperre. Dies kann einerseits zu immer wiederkehrenden Harnwegsentzündungen (z. B. Prostata- oder Nebenhodenentzündungen) führen, andererseits wird die Harnblase geschädigt und es kann durch einen Harnrückstau zu einem Nierenfunktionsverlust kommen.
Behandlung der Harnröhrenstriktur
Die Therapie einer Harnröhrenstriktur ist eine komplexe Operation. Wir haben uns auf die offene Rekonstruktion der Harnröhre (Harnröhrenplastik) spezialisiert; d. h. in der Regel kommen zu uns Patienten, die schon mehrfach mit einer Harnröhrenschlitzung (sog. Urethrotomie) ohne bleibenden Erfolg behandelt wurden.
Harnröhrenschlitzung (Urethrotomie)
Bei einer Harnröhrenschlitzung wird endoskopisch die narbige Enge mit einem Messer oder einem Laser eingeschnitten, so dass eine Erweiterung des Harnröhrendurchmessers resultiert. Die Harnröhrenschlitzung bzw. Urethrotomie hat mehrere Nachteile. Durch den Schnitt kommt es zu einer erneuten Narbenbildung, was abhängig von der Lage und Länge der Harnröhrenenge bei etwa 50-60% der Patienten wiederum zu einer Harnröhrenstriktur führt. Bei dieser Operationsmethode wird zudem unwillkürlich gesundes, vor und hinter der Enge gelegenes Gewebe mit eingeschnitten, was die Läsion noch verlängert.
Das hat zur Folge, dass eine erneut auftretende Harnröhrenstriktur immer länger ist, als die ursprüngliche Engstelle. Mit jeder erneuten Harnröhrenschlitzung wird die Engstelle ausgeprägter und länger. Die Urethrotomie hat in der Therapie der Harnröhrenstriktur nur einen begrenzten Stellenwert. Sie sollte nur bei kurzstreckigen (<1,5cm), erstmaligen Harnröhrenstrikturen angewendet werden. Von mehrfachen Harnröhrenschlitzungen raten wir dringend ab. Je mehr Harnröhrenschlitzungen im Vorfeld durchgeführt wurden, umso schlechter ist das Ergebnis einer offenen Harnröhrenrekonstuktion (Harnröhrenplastik).
Harnröhrenplastik
Welche Operationsmethode angewendet wird, hängt im Wesentlichen von der Lage und der Länge der Harnröhrenstriktur ab. Deshalb führen wir bei jedem Patienten vor der Operation eine ausführliche Diagnostik durch. Kurze Harnröhrenstrikturen (<2cm) können in der Regel durch eine Entfernung der narbigen Engstelle und Wiederanschließen der beiden Harnröhrenenden behandelt werden (sog. Strikturresektion und End-zu-End-Anastomose). Längerstreckige Harnröhrenstrikturen werden mit einer Graft-Urethroplastik behandelt, d. h. man benutzt ein freies Transplantat („Graft“) zur Harnröhrenerweiterung. Dabei wird entweder ein freies Mundschleimhauttransplantat oder ein im Labor gezüchtetes Transplantat aus patienteneigenen Mundschleimhautzellen (sog. Tissue Engineering) benutzt.
Strikturresektion und End-zu-End-Anastomose
Diese Operationsmethode bietet sich vor allem für kurze (<2cm) Harnröhrenstrikturen im Bereich der sog. bulbären Harnröhre an. Über einen Zugang im Damm wird die Harnröhre freigelegt und die narbige Engstelle komplett entfernt. Die beiden Harnröhrenenden werden anschließend spannungsfrei wieder miteinander verbunden (End-zu-End-Anastomose). In den Händen eines erfahrenen Operateurs und bei richtiger Indikationsstellung werden damit langfristige Erfolgsraten von über 90% erreicht.
Graft-Harnröhrenplastik (freies Transplantat)
Langstreckige Harnröhrenstrikturen (>2cm) werden fast ausnahmslos durch eine sog. Graft-Urethroplastik behoben. Dabei wird die Harnröhre im Bereich der Engstelle freigelegt und über die gesamte Länge der Harnröhrenstriktur in Längsrichtung eröffnet. Zur plastischen Erweiterung der Harnröhre wird im Anschluss ein freies Transplantat („Graft“) eingenäht. Als Transplantat wurden in der Vergangenheit zahlreiche unterschiedliche Materialien verwendet, wobei sich nur die Vorhaut und vor allem Mundschleimhaut durchgesetzt haben. Die besten Langzeitergebnisse sind, abhängig von der Lokalisation der Harnröhrenstriktur, mit einem Mundschleimhauttransplantat zu erreichen. Dieses wird während der Operation aus der Wangeninnenseite entnommen und frei transplantiert.
Neben der herkömmlichen Mundschleimhauttransplantation führen wir als eines der wenigen Zentren in Deutschland auch die Transplantation von im Labor gezüchteter Mundschleimhaut (sog. Tissue Engineering) durch. Dabei werden in Lokalanästhesie durch eine kleine Biopsie aus der Wangeninnenseite Mundschleimhautzellen entnommen. Diese werden im Reinraumlabor angezüchtet und kultiviert. Nach drei Wochen ist das Transplantat aus patienteneigenen Zellen fertig und kann transplantiert werden.
Die offene Harnröhrenplastik mit einem freien Transplantat ist eine technisch anspruchsvolle Operation und sollte nur an Zentren mit ausreichend Erfahrung durchgeführt werden. Nur dann sind optimale Langzeitergebnisse zu erzielen.
FAQ´s
Harnröhrenenge
Die Vorbereitung zur Operation erfolgt ambulant am Zentrum für Penischirurgie in Mühldorf am Inn. In der Regel ist dazu nur ein Termin ca. 3 Wochen vor der Operation nötig. Neben einer ausführlichen Operationsaufklärung und dem Narkosegespräch können nochmals ungeklärte Fragen in ruhiger Atmosphäre besprochen werden.
Patienten, die an unser Zentrum kommen, haben häufig eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Um uns ein möglichst genaues Bild Ihrer Krankengeschichte machen zu können, sollten Sie sämtliche Vorbefunde über evtl. Krankenhausaufenthalte, Arztbriefe, Röntgenbilder oder eine Medikamentenliste mitbringen.
Für den Erfolg der Behandlung ist eine ausführliche Diagnostik unerlässlich. Ohne diese führen wir keine Operation durch. Dazu gehört immer eine genaue Erhebung der Krankengeschichte, eine Harnstrahlmessung, Röntgenbilder mit Kontrastmitteldarstellung der Harnröhre sowie evtl. eine Harnröhren-/Harnblasenspiegelung. Sollten diese Befunde noch nicht vorhanden sein, führen wir sämtliche Untersuchungen an einem einzigen Termin durch.
Um den Krankenhausaufenthalt so kurz wie möglich zu gestalten, erfolgt die stationäre Aufnahme am Operationstag. Bitte melden Sie sich zum vereinbarten Termin bei der Patientenaufnahme im Erdgeschoss. Sie werden dann auf eine der beiden von uns betreuten Stationen begleitet. Zum genauen Ablauf der stationären Aufnahme mit Kontaktdaten erhalten Sie vorab ein Informationsblatt. Abhängig vom Versicherungsstatus werden Sie in einem Ein- oder Zweibettzimmer untergebracht.
Nachdem Sie sich in Ruhe eingerichtet haben, erfolgen die Vorbereitungen zur Operation durch unser Pflegepersonal. Die Operation erfolgt durch Herrn Dr. med. Djakovic, der Sie unmittelbar nach dem Eingriff über den Operationsverlauf informieren wird. Es werden täglich zwei Visiten durchgeführt, so dass Sie ständig über den aktuellen Heilungsverlauf informiert werden. Insgesamt müssen Sie mit einer Aufenthaltsdauer von ca. 5 Tagen rechnen.
Am Entlassungstag wird Ihnen mitgeteilt, wann Sie sich wieder bei uns vorstellen sollen. Dies wird ca. zwei Wochen nach Entlassung sein. An diesem Tag wird unter Röntgenkontrolle in unserer Praxis der Katheter entfernt. Bei Patienten, mit weiter Anreise und Patienten aus dem Ausland, kann der Katheter auch durch den heimatnahen betreuenden Urologen entfernt werden. Im Arztbrief, den Sie am Entlassungstag ausgehändigt bekommen, sind alle wichtigen Informationen für den weiterbehandelnden Kollegen enthalten.
Die Operationskosten für eine Harnröhrenrekonstruktion mit einem Mundschleimhauttransplantat werden sowohl von den gesetzlichen, als auch von den privaten Krankenkassen für in Deutschland versicherte Patienten übernommen.
Bei Verwendung von im Labor gezüchteter Mundschleimhaut (tissue engineering) muss der Patient in der Regel die Kosten der Transplantatherstellung selber bezahlen. Diese liegen derzeit bei ca. 5500€. In Einzelfällen übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Hierzu kann ein Kostenübernahmeantrag bei der Krankenkasse eingereicht werden.
Patienten aus dem Ausland müssen die Kosten selber tragen.
Welche Operationsmethode angewendet wird, hängt im Wesentlichen von der Lage und der Länge der Harnröhrenenge ab. Dazu ist vorab eine ausführliche Diagnostik nötig. In Zusammenschau aller erhobenen Befunde werden wir ein für Sie zugeschnittenes Behandlungskonzept entwickeln.
In den Händen eines erfahrenen Operateurs und bei richtiger Indikationsstellung sind die Erfolgsaussichten sehr gut. Bei der offenen Harnröhrenrekonstruktion mit einem Mundschleimhauttransplantat liegen die Erfolgsraten zwischen 80-90%, bei einer End-zu-End-Anastomose ohne Transplantat werden langfristige Erfolgsraten von über 90% erreicht.
Beim sog. Tissue Engineering wird biologisches Gewebe durch Züchtung von Zellen hergestellt. Hierbei werden patienteneigene Zellen entnommen und im Reinraumlabor vermehrt. Auf dies Weise lässt sich aus nur wenigen Munschleimhautzellen ein patienteneigenes Mundschleimhauttransplantat zur Rekonstruktion der defekten Harnröhre herstellen. Dies ist ein Deutschland zugelassenes und mittlerweile etabliertes Verfahren in der Behandlung der Harnröhrenstriktur. Die 2018 auf dem Europäischen Urologenkongress in Kopenhagen erstmals veröffentlichten Langzeitdaten zeigten sehr gute Erfolgsraten, vergleichbar mit denen der traditionellen Mundschleimhautplastik.
Als eines der ersten und bisher nur sehr wenigen Zentren in Deutschland führen wir dieses Verfahren durch.
Zur Herstellung des Mundschleimhauttransplantats werden Mundschleimhautzellen durch eine kleine Biopsie in Lokalanästhesie entnommen und unter sterilen Bedingungen in einem Reinraumlabor kultiviert und angezüchtet. Nach drei Wochen ist das Transplantat groß genug und die Operation kann durchführt werden.
Die Operation führt Herr Dr. med. Djakovic durch. Als Spezialist der rekonstruktiven Urogenitalchirurgie hat er im Laufe seiner Karriere zahlreiche Harnröhrenoperationen im In- und Ausland erfolgreich durchgeführt.