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Ursache der männlichen Stressinkontinenz
Unter einer Stressinkontinenz bzw. Belastungsinkontinenz versteht man den unwillkürlichen Urinverlust bei körperlicher Anstrengung (z. B. Husten, Niesen, schweres Heben). Die Anzahl an Männern mit einer Stressinkontinenz nimmt stetig zu. Der Grund dafür ist die zunehmende Anzahl an Prostataoperationen. So liegen zum Beispiel die Inkontinenzraten nach einer radikalen Prostataentfernung (radikale Prostatektomie) zwischen 2% und 8%. Neben den Tumoroperationen können auch Prostataoperationen bei gutartiger Vergrößerung (TURP, Lasertherapie) zu einer postoperativen Stressinkontinenz führen. Weiterhin können angeborene Fehlbildungen, z. B. die Epispadie/Extrophie oder unfallbedingte Schädigungen des Schließmuskels zu einer Belastungsinkontinenz führen.
Krankheitsverlauf und Symptome der Stressinkontinenz
Die Stessinkontinenz wird in verschiedene Schweregrade unterteilt:
- Grad: Unwillkürlicher Urinverlust beim Husten, Niesen, Lachen oder schwerem
Heben (schwere körperliche Belastung) - Grad: Unwillkürlicher Urinverlust bei abrupten Körperbewegungen oder beim
Aufstehen, Hinsetzen oder Gehen (leichte körperliche Belastung) - Grad: Unfreiwilliger Urinverlust bereits bei Bewegungen ohne körperliche
Belastung, z. B. im Liegen
Um den Schweregrad der Stressinkontinenz zu eruieren, benutzen wir den international standardisierten Fragebogen:
PDF „International Consultation on Incontinence Modular Questionnaire“ (ICIQ-SF)
Neben der körperlichen Beeinträchtigung geht eine Harninkontinenz auch mit einer enormen psychischen Belastung einher. Betroffene können Ihren Alltag nicht mehr richtig leben, da sie ständig Angst vor einer „unangenehmen Überraschung“ haben. Sie ziehen sich aus dem sozialen Umfeld zurück, vereinsamen oder verfallen in Depressionen. Nicht selten entstehen dadurch zusätzliche Probleme in der Partnerschaft.
Therapie der männlichen Stressinkontinenz
Bei der Therapie der Stressinkontinenz sollten zunächst alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft werden. Hierzu zählen intensives Beckenbodentraining, Elektrostimulation, Biofeedback sowie Blasentraining und Änderung der Trinkgewohnheiten. Eventuell werden diese Therapieformen medikamentös unterstützt.
Implantation eines künstlichen Schließmuskels (artifizieller Sphinkter)
Erst bei Versagen der konservativen Therapie und einer über ein Jahr postoperativ bestehenden Belastungsinkontinenz wird eine Operation empfohlen. Neben den in den letzten Jahren entwickelten unterschiedlichen Schlingensystemen zur Behandlung der leichten bis mittelschweren Belastungsinkontinenz, ist vor allem für schwere Inkontinenzformen oder nach fehlgeschlagenen Voroperationen die Implantation eines künstlichen Schließmuskels (artifizieller Sphinkter) die erfolgreichste Behandlungsform.
Dieses System besteht aus einer um die Harnröhre gelegten Manschette (sog. Cuff), einer im Hodensack eingebrachten Pumpe sowie einem Flüssigkeitsreservoir. Durch Betätigung der Pumpe wird die Manschettenflüssigkeit aus der Manschette in das Reservoir transportiert wodurch die Harnröhre druckentlastet wird und die Blasenentleerung problemlos erfolgen kann. Somit erlangt der Patient wieder die Kontrolle über seine Blasenfunktion. Das komplette System ist von außen nicht sichtbar.
Bisher wurden weltweit über 150000 künstliche Schließmuskel implantiert. Mit einem artifiziellen Sphinkter sind heutzutage durch Operateure mit großer Erfahrung Langzeitkontinenzraten von bis zu 96% zu erzielen. Neben dem hervorragenden funktionellen Ergebnis wird über eine Patientenzufriedenheit von über 90% berichtet.
FAQ´s
Künstlicher Schließmuskel
Die Vorbereitung zur Operation erfolgt ambulant am Zentrum für Penischirurgie in Mühldorf am Inn. In der Regel ist dazu nur ein Termin ca. 3 Wochen vor der Operation nötig. Neben einer ausführlichen Operationsaufklärung und dem Narkosegespräch können nochmals ungeklärte Fragen in ruhiger Atmosphäre besprochen werden.
Patienten, die an unser Zentrum kommen, haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Häufig wurden bereits Inkontinenzoperationen durchgeführt, die nicht zum gewünschten Erfolg führten. Um uns ein möglichst genaues Bild Ihrer Krankengeschichte machen zu können, sollten Sie sämtliche Vorbefunde über evtl. Krankenhausaufenthalte, Arztbriefe, OP-Berichte, Röntgenbilder und eine Medikamentenliste mitbringen.
Für den Erfolg der Behandlung ist eine ausführliche Diagnostik unerlässlich. Ohne diese führen wir keine Operation durch. Dazu gehört immer eine genaue Erhebung der Krankengeschichte, eine körperliche Untersuchung, eine Harnstrahlmessung mit ggf. urodynamischer Untersuchung, eine Harnröhren-/Harnblasenspiegelung mit endoskopischer Beurteilung des Schließmuskels sowie die Erhebung des Inkontinenzschweregrades durch einen international anerkannten standartisierten Fragenbogen (ICIQ-SF). Sollten diese Befunde noch nicht vorhanden sein, führen wir sämtliche Untersuchungen an einem einzigen Termin durch.
Um den Krankenhausaufenthalt so kurz wie möglich zu gestalten, erfolgt die stationäre Aufnahme am Operationstag. Bitte melden Sie sich zum vereinbarten Termin bei der Patientenaufnahme im Erdgeschoss. Sie werden dann auf eine der beiden von uns betreuten Stationen begleitet. Zum genauen Ablauf der stationären Aufnahme mit Kontaktdaten erhalten Sie vorab ein Informationsblatt. Abhängig vom Versicherungsstatus werden Sie in einem Ein- oder Zweibettzimmer untergebracht.
Nachdem Sie sich in Ruhe eingerichtet haben, erfolgen die Vorbereitungen zur Operation durch unser Pflegepersonal. Die Operation erfolgt durch Herrn Dr. med. Djakovic, der Sie unmittelbar nach dem Eingriff über den Operationsverlauf informieren wird. Es werden täglich zwei Visiten durchgeführt, so dass Sie ständig über den aktuellen Heilungsverlauf informiert werden. Insgesamt müssen Sie mit einer Aufenthaltsdauer von ca. 5 Tagen rechnen.
Am Entlassungstag wird Ihnen mitgeteilt, wann Sie sich wieder bei uns vorstellen sollen. Ungefähr vier Wochen nach der Implantation des Schließmuskels wird das Implantat erstmals aktiviert. Ab diesem Zeitpunkt können Sie durch Betätigung der Pumpe wieder kontrolliert miktionieren. Sie bekommen eine detaillierte Einweisung in der Handhabung des Pumpmechanismus.
Bei Patient, mit weiter Anreise und Patienten aus dem Ausland, kann das Implantat auch durch den heimatnahen betreuenden Urologen aktiviert werden. Im Arztbrief, den Sie am Entlassungstag ausgehändigt bekommen, sind alle wichtigen Informationen für den weiterbehandelnden Kollegen enthalten.
Die Kosten der Operation werden sowohl von den gesetzlichen, als auch von den privaten Krankenkassen für in Deutschland versicherte Patienten übernommen.
Ausländische Patienten müssen die Kosten in der Regel selber übernehmen.
Da das Implantat von außen nicht sichtbar ist, ist es wichtig, alle Sie betreuenden Ärzte in Kenntnis zu setzen, dass Sie einen künstlichen Blasenschließmuskel tragen. Besonders wichtig ist dies vor Einlage eines Blasenkatheters oder einer Harnblasenspiegelung; vor solchen Manipulationen muss die Pumpe deaktiviert werden, ansonsten können Verletzungen an der Harnröhre entstehen. Aus diesem Grund erhält jeder Patient einen Prothesenausweis (medical identification card), den er immer bei sich tragen soll.
Die Implantation einer Sphinkterprothese wird seit über 30 Jahren erfolgreich durchgeführt. Es ist der Goldstandard in der Behandlung einer mittel- bis hochgradigen Stressharninkontinenz. Bisher wurden weltweit über 150000 künstliche Schließmuskel implantiert. Mit einem artifiziellen Sphinkter sind heutzutage durch Operateure mit großer Erfahrung Langzeitkontinenzraten von bis zu 96% zu erzielen. Neben dem hervorragenden funktionellen Ergebnis wird über eine Patientenzufriedenheit von über 90% berichtet.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung der Inkontinenz mit einem künstlichen Schließmuskel ist eine gewisse manuelle Geschicklichkeit, um die im Hodensack plazierte Pumpe zu bedienen.
Bei einer nur leichten Inkontinenz (1-2 Vorlagen/Tag) ist die Implantation einer Sphinkterprothese nicht sinnvoll. Auch bei einer sog. Dranginkontinenz oder einer unzureichenden Blasenkapazität kann diese Methode nicht angewendet werden.
Nein, die Systeme sind sehr robust. Sport betreiben, Baden gehen oder eine Sauna besuchen sind kein Problem. Auf die Potenz hat es keinen Einfluss. Für die Sicherheitskontrollen am Flughafen erhalten Sie den Prothesenausweis (medical identification card).
Es gibt verschiedene Sphinktersysteme, wobei alle nach dem gleichen Prinzip funktionieren. Unterschiede gibt es hinsichtlich der Bedienung. Welches System man benutzt, muss individuell entschieden werden. Das am häufigsten benutzte System ist das AMS 800.